Region
und Karten |
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Die
historisch wechselvolle Geschichte der späteren Grenzmark Posen-Westpreussen
begann nicht erst mit der Besiedelung deutschsprachiger Bauern im
16./17. Jahrhundert.
Die germanische Völkerwanderung am Ende des 4. Jahrhunderts
(ausgelöst durch die Hunnenkriege) führte zu einer Besiedelung
der Gebiete östliche der Elbe durch die Slawen, genauer die
Pomoranen, Kaschuben und Polanen.
Im 12. Jahrhundert öffneten die slawischen Fürsten ihr
Gebiet zu einer friedlichen Besiedelung durch west- und mitteleuropäische
Völker, was bis zum 14. Jahrhundert andauerte. Rheinländer,
ja selbst Flamen und Holländer sahen in den neuen Siedlungsgebieten
neue Chancen, die ihnen im durch die landwirtschaftliche Revolution
ausgelösten Verstädterungsprozess abhanden gekommen waren.
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Eine wesentliche
Rolle bei der Besiedelung spielten die Kirchenorden, was bis zum
planvollen Anlegen von Dörfern durch neu gegründete Klöster
reichte.
Die spätere Grenzmark Posen-Westpreussen wurde erst spät
besiedelt, vermutlich weil die dortigen Sandböden nur eingeschränkten
Ackerbau ermöglichten. Erst im 16. Jahrhundert kam es zu einer
erneuten Siedlungswelle, in der vermutlich auch das Gebiet der späteren
Grenzmark trotz der ungünstigen Böden umfassend erschlossen
wurde. Ein Jahrhundert später dominierte auch hier eine deutschsprachige
Sozialkultur. |
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Karte: Die Teilungen Polens,
cc by sa (John Nennbach), Ursprungsquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Partitions_of_Poland_german.png |
1772,
nach der ersten polnischen Teilung, wurde das Gebiet Preußen
zugeschlagen. 1793 und 1795 wurde Polen endgültig aufgeteilt,
am Ende verfügte Rußland über 80 Prozent, Österreich
über 12 und Preußen über 8 Prozent des polnischen
Territoriums.
Während Preußen polnisch als zweite Amtssprache akzeptierte
und die Hälfte aller Amtsräte Polen waren, kannte das
Deutsche Reich ab 1871 keine derartigen Minderheitenrechte. Vielmehr
förderte es unbeabsichtigt durch seinen antipolnischen "Kulturkampf"
(der auch ein antikatholischer war) den Unabhängigkeitswillen
der polnischen Bevölkerung. |
Durch die Vereinbarungen
des Versailler Vertrags von 1918 entstand Polen als souveräner
Nationalstaat neu. Preußen verlor große Teile der Provinzen
Posen und Westpreußen.
1922 wurden beide "Restgebiete" zur Grenzmark Posen-Westpreußen
zusammengeschlossen. Die polnische Minderheit in der Grenzmark hatte
einen Anteil von etwa 2 Prozent an der Gesamtbevölkerung. |
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1938
wurde die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst
und an Pommern, Brandenburg und Schlesien angegliedert.
Im Anschluss an das Potsdamer Abkommen fiel das Gebiet an Polen,
wobei die Oder/Neiße-Grenze erst 1990 im Zuge der Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen
zur Deutschen Einheit von der Bundesrepublik als völkerrechtliche
verbindlich und endgültig vertraglich anerkannt wurde.
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Die sogenannte
Sanderzone zwischen Schneidemühl und Deutsch-Krone, am Rande
eines früheren Urstromtals, ist ein flachwelliges, bewaldetes
Gebiet mit überwiegenden Sandböden für Roggen, Gerste,
Hafer und Kartoffeln. Zwei Drittel der Böden waren in kleinbäuerlichem
Besitz. Den nächst größeren Städten, Deutsch-Krone
und Schneidemühl, gelang eine bescheidene Industrialisierung,
wobei Schneidemühl
als neue Hauptstadt der Provinz 1939 46.000 Einwohner zählte
(um 1920 waren es erst halb soviel). |
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Foto: Deutsch Krone ca. 1920
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Das
Freudenfier von 1900 war genauso wie Zippnow, Briesenitz oder Rederitz
ein kleines Bauerndorf im östlichen Teil der Grenzmark. Die gesamte
Region war nur durch eine geringe Industrialisierung gekennzeichnet.
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Freudenfier
hatte um 1930 etwa 1200 Einwohner. Zum Dorf gehörten die Haussiedlungen
Hoppenmühl, Hundefier, Kronerfier, Neu Freudenfier, Sandkrug
und Schönthal. |
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Freudenfier
wurde 1590 erstmals erwähnt. Wie die meisten Dörfer der
Umgebung wurden es im 16./17. Jahrhundert gegründet und dauerhaft
besiedelt. |
Das preußische
Kontributionskataster verzeichnete 1772 in Freudenfier 77 Einträge
(inklusive Familien), deren Besitz sich auf Land (durchschnittlich
15 Morgen) und wenige Tiere beschränkte. |
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Foto: Freudenfier, ca. 1920. Oben rechts
ein Teil der Familienwiese an der Pilow. Unten Forsthaus, im dunklen
Anzug Pfarrer Schade und dessen Vater.
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Die
Familien Geehrts (im Kataster noch so geschrieben, später Gehrt
und erst mit der preussischen Landvergabe um 1800 zu Gerth gewandelt)
waren damals Dienstbauern ohne eigenes Land (siehe Kataster bei Weiterführende
Links). |
Nach dem Erwerb
des Gebietes durch Preussen konnte Ackerland dauerhaft als Eigentum
übertragen werden. Die unten in Teilen abgebildete Urkunde von
1825 übertrug Lorenz Gerth (*1780) Grund, Boden und Landhof. |
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Auf
diesem Grund befand sich dann das Wohnhaus der Familie, dahinter die
Ställe, Gärten und Obstwiesen. Eine zusätzliche Wiese
wurde an dem Fluss Pilow gepachtete, der von Schneidemühl kommend
nach Norden fließt. |
Das Haus steht
heute noch dort, nur die Bäume fehlen inzwischen. |
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Foto: Wohnhaus der Familie Gerth in
Freudenfier, Aufnahme ca. 1925.
Rechts: Helena mit beiden Söhnen und Nachbarskindern auf
einer Wiese in Freudenfier, ca. 1932.
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Weiterführende
Links:
Umfangreicher historischer Überblick
zu Deutsch-Krone
Kontributionskataster
1772/73 für den Ort Freudenfier
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- Realisierung: webseitenmanufaktur
- letzte Änderung am 12.06.2006 - nach oben |
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